Zukunft lernen – Finnland als Vorbild in Sachen künstlicher Intelligenz
Bald werden Super-KI’s die Weltherrschaft an sich reißen und den Menschen fortan unterdrücken und kleinhalten. Nicht zuletzt durch berühmte Filme wie Stanley Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“ wurden solch dystopische Szenarien losgetreten. Ein großer Teil der Gesellschaft ist dafür empfänglich und hat Angst vor einem Thema, das unaufhaltsam näher kommt. Die Universität Helsinki hat diese Tendenz vor einiger Zeit erkannt sich dazu entschieden, ihr etwas entgegenzusetzen.
Unter Anleitung des finnischen Informatikprofessors Teemu Roos und in Zusammenarbeit mit der Technologie-Firma Reaktor wurde 2018 der Online-Kurs „Elements of AI“ ins Leben gerufen. Über einen Zeitraum von sechs Wochen und sechs Lektionen vermittelt er spielerisch die Grundlagen der künstlichen Intelligenz. Der Kurs ist kostenlos. Er ist auf Finnisch und Englisch verfügbar.

Anhand von einfachen Erklärungen und anschaulichen Beispielen wird die abstrakte Welt der KI heruntergebrochen und verständlich gemacht. Hierbei helfen Schaubilder und Grafiken, es gibt Übungen und Aufgaben zu Problemlösung. Es geht unter anderem um Robotik, Machine Learning und das Verständnis neuronaler Vernetzungen. Die KI wird nicht nur von ihrer technischen Seite betrachtet, auch gesellschaftliche und ethische Komponenten werden vermittelt.
Die Entwickler*innen raten, sich eine Woche Zeit für eine Lektion zu nehmen, hierfür sollten fünf bis zehn Stunden investiert werden. Finnische Studierende können sich den Kurs mit ECTS-Punkten vergüten lassen, aber auch für internationale Kund*innen besteht die Möglichkeit, ihr Zertifikat auf LinkedIn hochzuladen. Das ist eine wichtige Option. Arbeitgeber*innen haben ein gesteigertes Interesse am versierten Umgang mit künstlicher Intelligenz.
Finnland ist Vorreiter bei KI
Finnland ist Vorreiter*in, wenn es um die Förderung von artificial intelligence, kurz AI, geht. Seit 2016 lernen Kinder das Programmieren bereits in der Schule. 2017 verabschiedete das Land ein Strategiepapier, nach dem man dauerhaft eine führende Stellung auf dem Gebiet einnehmen möchte. Im selben Jahr veröffentlichte die Beratungsfirma Accenture eine Studie, laut der Finnland hinter den USA das größte Wachstumspotenzial durch KI besitzt.
Mit „Elements of AI“ lernen Finn*innen jeder Altersstufe Elementares über diesen großen Bestandteil der Zukunftstechnologie. Das verhilft Firmen zu mehr Wettbewerbsfähigkeit und Verbrauchern zu informierten Gebrauch von Produkten. So haben bereits große Unternehmen wie Nokia oder Elisa ihre Mitarbeiter*innen in die Kurse geschickt. Selbst die Ministerien der finnischen Regierung haben an dem Erfolgsmodell teilgenommen. Man hatte sich das Ziel gesetzt, einen Prozent der finnischen Bevölkerung zu erreichen, sprich 55.000 Menschen. Inzwischen sind bereits 140.000 dabei, verteilt auf zehn Länder.
Teemu Roos wollte nicht nur den eigenen Studierenden das Programmieren einer KI beizubringen, sondern eben vor allem auch anderen Menschen die latente Unsicherheit nehmen. Absolvent*innen des Kurses können keinen Algorithmus einer intelligenten Maschine schreiben. Es soll aber mit dem durch Hollywoods Science-Fiction-Filme geprägten Gruselbild aufräumen und den Teilnehmenden einen Begriff von der Technologie machen.
Arbeitskräftemangel im Bereich der KI
Der Kurs bietet die Möglichkeit eines rudimentären Verständnisses der KI. Man kommt auf den neusten Stand der Entwicklung und findet Zugang zu einer Debatte, in der man schnell Gefahr läuft, ins Hintertreffen zu gelangen. Schon seit geraumer Zeit ist das Thema sowohl im Beruflichen wie auch im Privaten von großer Bedeutung. Schlaue Maschinen machen Fortschritte und drängen in den Alltag der Menschen. Bei vielen steht der intelligente Assistent Alexa von Amazon bereits im Schlafzimmer. Vor allem Leute, die in der Kundenberatung arbeiten, spüren die steigende Präsenz der Maschinen. Oft werden Anfragen ausschließlich über einen smarten Computer verarbeitet. Bereits jetzt gibt es in dem Berufsfeld deutlich mehr Stellen als qualifizierte Arbeitskräfte.
Der Zustand der Unwissenheit und der Vorbehalte gegenüber KI wird, sei dies im beruflichen oder privaten Bereich, schnell zum Nachteil. Nicht alle Szenarien, die künstliche Intelligenz der Zukunft betreffen, sind realistisch und nicht alle Warnungen vor dem Potential der Maschinen sind reine Panikmache. Was genau wie schnell geht und welche Dinge nicht eintreten werden, bleibt leider nur abzuwarten. Sicher ist jedoch, dass die KI eine immer wichtigere Rolle spielen wird. Eine nähere Beschäftigung mit dem Thema ist notwenig, um Ängste nicht noch größer werden zu lassen und über Möglichkeiten neuen Intelligenzen zu erfahren, die vielleicht gar nicht so angsteinflößend sind.
2019 – Gregor Sawal