Tipps und Werkzeuge zur Verringerung deiner Screentime
Hast du manchmal das Gefühl, du hängst vor den Bildschirmen deiner Geräte, vor dem Smartphone, dem Computer oder dem Fernseher fest und kommst einfach nicht los davon? Hast du das Gefühl, du verbringst zu viel Zeit vor dem Bildschirm aber du weißt nicht, wie du das ändern sollst? Hast du das Gefühl du verbringst jede freie Minute mit deinem Smartphone und du würdest gerne mehr über dieses unterbewusste Verhalten lernen?
Dann ist dieser Artikel vielleicht genau das richtige für dich. Wir haben ein paar gängige Tipps und Werkzeuge, mit denen du deine Screentime erfassen, beobachten und kontrollieren kannst, zusammengestellt. Vielleicht ist ja auch für dich das Richtige dabei.
Die eigene Screentime erfassen und verändern
Wie viel Zeit verbringst du eigentlich vor dem Bildschirm? Das richtig abzuschätzen ist oft gar nicht so leicht. Da wir viele digitale Geräte, z.B. Smartphones, ständig mit uns führen und auch regelmäßig auf sie zurückgreifen, um mit anderen zu kommunizieren, um uns zu orientieren oder um irgendeine gerade benötigte Information zu recherchieren, ist unser Umgang mit ihnen alles andere als bewusst. Immer wieder unterbrechen wir unseren Alltag für wenige Sekunden, um auf unsere Smartphones zu blicken, aber wie viel Zeit macht das letztlich aus? Das kannst du glücklicherweise mit hilfe spezieller Funktionalitäten der Smartphone-Betriebssysteme Android und iOS messen oder durch Apps herausfinden. Besser noch: Du kannst genau sehen, mit welchen Apps du dich am meisten beschäftigst und bekommst Hilfestellungen dabei, deine Screentime zu reduzieren.
Android Digital Wellbeing
Die Funktionen von Androids Digital Wellbeing finden sich ab Android Version 9 “Pie” in den Einstellungen des Betriebssystems. Digital Wellbeing bietet eine Übersicht darüber, wie oft du dein Smartphone entsperrt hast, wie viele Notifications du erhalten hast, wie viel Zeit du bisher vor dem Bildschirm verbracht hast und welche Apps du dabei wie lange genutzt hast. Außerdem erlaubt dir Digital Wellbeing für jede einzelne App auf deinem Smartphone zeitliche Tageslimits einzustellen, um deine Screentime zu beschränken.
iOS Screentime
Ähnlich der Funktionen von Digital Wellbeing unter Android erlaubt dir Screentime auf iOS-Geräten, deine tägliche Screentime zu kontrollieren und einzuschränken. Neben zeitlichen Nutzungsbeschränkungen für einzelne Apps lassen sich etwa auch Zeiten einstellen, zu denen Push-Notifications unterdrückt werden, damit du auch einmal deine Ruhe hast.
App: Parental Control “Screentime”
Digital Wellbeing ist nicht für alle Android-Versionen verfügbar. Erst ab Android 9 “Pie” stehen diese Funktionen zur Verfügung. Wer seine Screentime auch mit älteren Android-Geräten messen will, der*die kann sich der App “Parental Control Screentime” bedienen, und zwar nicht um die Smartphonenutzung der eigenen Kinder zu überwachen – das halte ich persönlich zumindest für eine sehr konservative und rückschrittliche Methode im Umgang mit Kindern und Jugendlichen –, sondern um die eigene Screentime zu erfassen und gegebenenfalls zu beschränken.
Die App ermöglicht es, sich ein tägliches Screentime-Limit zu setzen und zu verfolgen, wie viel Zeit man täglich vor dem Bildschirm verbracht hat. Dabei ist es möglich, einzelne Anwendungen von diesem Limit auszuschließen, die dann trotz bereits erreichtem Limit weiter genutzt werden können.
Was ist eigentlich gesund?
Bei all dem stellt sich natürlich die Frage, nach welchen Kriterien überhaupt beurteilt werden kann, welche Zeit ok ist und ab wann man zu viel Zeit vor dem Bildschirm verbringt. Darauf scheint es derzeit keine allgemeingültige Antwort zu geben, die Expert*innen sind sich uneinig und das Phänomen scheint auch generell noch zu wenig untersucht zu sein, um allgemeingültige Aussagen zu treffen. Klar ist jedoch: Wer zu viel Zeit vor dem Bildschirm verbringt, kann unangenehme Folgen zu spüren bekommen. Neben körperlichen Beschwerden verursacht durch eine falsche Haltung oder einseitige Belastungen lassen sich auch Verhaltensweisen beobachten, die sich mit bestimmten, suchttypischen Verhaltensweisen vergleichen lassen.
Auch wenn es also keine klaren Empfehlungen für einen gesunden Umgang mit digitalen Medien gibt, erscheint eine gewisse Aufmerksamkeit und Achtsamkeit gegenüber den Gefahren des übermäßigen Medienkonsums angebracht. Wir glauben, dass das was sich bei einem bewussten Umgang, der sich über die Fallstricke übermäßiger Nutzung im Klaren ist, gut für eine*n selbst anfühlt, in den meisten Fällen auch ein gesunder Umgang ist. Dafür ist es freilich erforderlich, sich hin und wieder selbst bei der Nutzung zu beobachten, sich der eigenen Gefühle klar zu werden und den eigenen Medienkonsum dementsprechend zu reflektieren. Ein erster Schritt in diese Richtung kann die bereits beschriebene Erfassung der eigenen Bildschirmzeiten mithilfe bestimmter Apps sein. Außerdem haben wir eine Umfrage zusammengestellt, die dir möglicherweise dabei hilft, ein Gefühl für dein Verhältnis zu deiner Screentime zu entwickeln.
Einige Tipps für einen bewussteren Umgang mit digitalen Medien
1. Nutze dein Smartphone nicht aus Langeweile
Im Bus, in der Bahn, wenn wir auf jemanden oder etwas warten, wann immer wir uns langweilen, lockt uns das Smartphone mit seinen schier unendlichen Unterhaltungsmöglichkeiten. Egal ob Neuigkeiten in sozialen Medien, aktuelle Nachrichten oder Minispiele: Vieles nutzen wir doch eigentlich nur so häufig weil wir gerade nichts mit uns anzufangen wissen. So kommt jeden Tag einiges an Screentime zusammen. Wenn du das vermeiden möchtest, suche dir alternative Beschäftigungen. Nimm dir für Bus- und Bahnfahrten ein spannendes Buch mit, das du schon immer lesen wolltest, aber nie die Zeit dafür gefunden hast, beobachte öfter mal die Umgebung um dich herum genauer oder
– auch wenn das heute fast undenkbar scheint – unterhalte dich doch mal mit anderen Fahrgästen. Egal wie, wenn du es schaffst zu vermeiden, aus Langeweile auf dein Smartphone zu schauen, kannst du eine Menge Screentime einsparen.
2. Überlege dir, was dir gerade wichtig ist
Wie oft unterbrichst du eine spannende Unterhaltung, nur um wegen irgendeiner Benachrichtigung auf dein Smartphone zu blicken? Das ist nicht nur für dein Gegenüber unangenehm, sondern oft auch für dich nervig. Ist es wirklich spannender, dass gerade jemand ein Foto deines Essens bei Instagram geliked hat? Smartphones vernetzen uns zwar ständig mit unseren Freund*innen, egal an welchem Ort der Welt sich diese gerade befinden, aber das bedeutet längst nicht, dass du wirklich jedes Mal, wenn der Vibrationsalarm deines Handys losgeht, sofort nachsehen musst.
3. Nicht alles was dir passiert ist es wert, der Welt mitgeteilt zu werden
Du teilst gerne alles lustige, seltsame, traurige oder aufregende, was dir widerfährt mit deinen Freund*innen bei Facebook? Hast du dir schon einmal den Spaß gemacht, einige Tage später deine Chronik herunterzuscrollen? Findest du das wirklich spannend, was du da teilst, oder sind es nicht doch meist irgendwelche Banalitäten, die dich vielleicht kurz erheitert, verstimmt oder wütend gemacht haben, die du aber kaum beachtenswert fändest, wenn du sie nicht selbst erlebt hättest? Also warum schmunzelst du nicht einen Moment über sie, statt deine Freund*innen, die vermutlich gerade ganz ähnliche DInge erleben, damit zu belästigen?
4. Lege auch mal eine Pause ein
Wenn du längere Zeit vor dem PC sitzt, etwa in der Arbeit oder weil du irgendetwas anderes erledigen musst, hilft es zur Vermeidung von Verspannungen oder schwereren Haltungsschäden ab und an eine kurze Pause einzulegen. Geh doch mal kurz für eine Viertelstunde raus an die frische Luft, das entspannt nicht nur deine Muskeln, sondern auch deine Augen, die nach stundenlangem Fokus auf den Bildschirm beim Blick in die Ferne endlich wieder entspannen können.
2019 – Manuel Ziegler